Strahlentherapie bei gutartigen Erkrankungen

Prof. Dr. med. Stephan Mose
Direktor der Klinik
Facharzt für Strahlentherapie

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Die Behandlung spezieller gutartiger Erkrankungen mit einer Strahlentherapie hat in den letzten Jahren wieder weltweit an Bedeutung und an Akzeptanz gewonnen. Sie ist dann sinnvoll, wenn andere Therapiemaßnahmen – zum Beispiel lokale Injektionen, Cortison, entzündungshemmende (Schmerz-)Medikamente, krankengymnastische und physikalische Maßnahmen, Operation – nicht zum Erfolg führen und/oder viel eingreifender, risiko- oder nebenwirkungsreicher wären als die Radiotherapie. Während die Bestrahlung bei der Behandlung von bösartigen Tumoren auf die Abtötung der Krebszellen abzielt, verfolgt sie bei der Therapie gutartiger Erkrankungen das Ziel, die Entzündungs- und Schmerzreaktionen zu reduzieren beziehungsweise das ungeordnete Wachstum von Bindegewebszellen zu verhindern. Dies geschieht durch unterschiedlichste, teilweise noch nicht komplett erforschte Beeinflussungen von Zellen. Dabei bedarf es sehr niedriger Einzel- (0,5 bis 1,0 Gy) und Gesamtdosen (3 bis 6, selten 20 Gy). Die Behandlung wird zumeist zwei bis dreimal pro Woche vorgenommen. Somit unterscheidet sich das Konzept sehr von der Therapie bei Tumorerkrankungen. Aufgrund der niedrigen Bestrahlungsdosis zeichnet sich die Strahlentherapie zudem durch ein absolut geringes Risiko aus. Auch die Gefahr einer Tumorinduktion im bestrahlten Bereich bedarf natürlich der Aufklärung, ist aber letztlich mit einem äußerst geringen Risiko behaftet.

Bei sehr speziell ausgewählten gutartigen Tumoren bzw. Erkrankungen im Gehirn (zum Beispiel Meningeome, Akustikusneurinom, Arteriovenöse Malformation, Hypophysenadenom, Glomustumoren, Trigeminusneuralgie) oder auch im Rückenmark (selten) ist unter Berücksichtigung anderer Therapieformen auch eine stereotaktische Radiotherapie indiziert. Weitere Informationen dazu gibt es im CyberKnife Centrum Süd.

Therapie

Therapie von Erkrankungen der Gelenke, Sehnen und Bänder
Behandelt werden Entzündungs- und Schmerzreaktionen an verschiedensten Gelenken, die häufig auf starke Fehl- oder Überbelastung zurückzuführen sind und teilweise bereits als Zeichen längerer Prozesse Kalkeinlagerungen aufweisen. Zum Beispiel: Schultersteife = Periarthropathia humeroscapularis; „Tennis"-Ellenbogen = Epiconylopathia humeri; Fersensporn = Kalkaneodynie beziehungsweise Achillodynie; Arthrose an kleinen oder großen Gelenken beziehungsweise Wirbelkörpern.

Im Vordergrund der Therapie stehen die Reduktion der Fehlbelastung (zum Beispiel durch Einlagen), lokale Injektionen, Krankengymnastik und andere physikalische Maßnahmen. Die Radiotherapie ist insbesondere dann sehr hilfreich, wenn die Beschwerden akut sind oder aber seit weniger als drei bis sechs Monate auftreten. In diesem Fall liegt die Schmerzreduktion bei 70 bis 100 Prozent. Kommt sie erst später zum Einsatz, ist die Chance auf Schmerzreduktion geringer. An den eventuell bereits bestehenden knöchernen Umbauten ändert die Radiotherapie nichts.


Therapie der endokrinen Orbitopathie (Morbus Basedow)
Die endokrine Orbitopathie ist eine entzündliche, bindegewebig vernarbende Augenerkrankung, die oft mit einer Schilddrüsenfehlfunktion einhergeht. Zumeist sind Frauen betroffen. Frühe Symptome können sein: Augendruck, Tränenträufeln, Doppelbilder, hervorstehende Augen, Lid-Ödeme. Manchmal verschwinden die Beschwerden spontan wieder; in anderen Fällen ist die Einstellung der Schilddrüse auf Normalwerte ausreichend. Risikofaktoren wie das Rauchen sollten ausgeschaltet sein. Die Therapie liegt in den Händen des Augenarztes, des Nuklearmediziners und des Endokrinologen. Die Radiotherapie der Augenhöhlen (acht bis zehn Bestrahlungen, fünfmal pro Woche) ist nur dann wirklich sinnvoll, wenn die Augenmuskelbeweglichkeit eingeschränkt ist. Letztlich fehlen allerdings aussagekräftige Studien, so dass der Einsatz der Strahlentherapie, auch wenn sie nahezu nebenwirkungsfrei ist, individuell besprochen werden muss.


Therapie von Keloiden

Bei Keloiden handelt es sich um überschießende Narbenwucherungen. Zumeist wird versucht, diese Narbenwucherung chirurgisch anzugehen. Am günstigsten scheint es zu sein, die Narbenregion prophylaktisch 24 Stunden nach der Operation zu bestrahlen.


Prophylaxe/Therapie der Gynäkomastie

Bei der Gynäkomastie handelt es sich um das (schmerzhafte) Wachstum der männlichen Brustdrüse, wie sie zum Beispiel unter Hormontherapie eines Prostatakarzinoms auftreten kann (bestimmte Medikamente haben hier ein höheres Risiko als andere). Um Schmerzen und Größenwachstum vorzubeugen, sollte die Brustdrüse vor Beginn der Hormontherapie vorsorglich bestrahlt werden, die Erfolgsquote beträgt dann 70 Prozent. Liegt bereits eine Gynäkomastie vor, kann die Bestrahlung das Größenwachstum nicht mehr zur Rückbildung bringen, jedoch (partiell) die Schmerzen reduzieren.


Prophylaxe von heterotopen Ossifikationen

Heterotope Ossifikationen sind Verknöcherungen des gelenknahen Weichteilgewebes, die nach Unfällen und – häufiger – nach Gelenkersatzoperationen entstehen können. Die Patienten klagen bereits wenige Wochen nach der Operation über Einschränkungen der Beweglichkeit und/oder Schmerzen. Zumeist wird dieses Risiko durch spezielle Medikamente reduziert. Ist aber eine erneute Operation notwendig oder besteht bereits bei einer ersten Operation ein einschätzbares Risiko für die Entwicklung dieser Verknöcherungen, sollte direkt vor der Operation oder aber kurzfristig danach eine Bestrahlung der betroffenen Region stattfinden. Die Neubildung der Verknöcherungen kann dadurch sehr gut vermieden werden.

Therapie des M. Dupuytren und des Morbus Ledderhose
Der M.Dupuytren ist eine spontan auftretende Erkrankung des Bindegewebes im Bereich der Palmaraponeurose. Etwa eine Millionen Menschen – die meisten von ihnen älter als 40 Jahre - sind in Deutschland davon betroffen. Eine Ursache letztlich ist unbekannt, häufiger betroffen sind Patienten mit einer familiären Disposition, einem Alkoholabusus, Diabetiker und Epileptiker. Die Erkrankung führt den Patienten selten im Frühstadium, sondern eher im Stadium der späteren Beugekontrakturen zum Arzt führen. Dabei darf man nicht vergessen, dass man mit der Strahlentherapie eine Option zur Hand hat, die präventiv und therapeutisch in den frühen Stadien sinnvoll ist und die funktionell störende Symptomatik sehr gut vermeiden hilft.

Im Frühstadium kommen verschiedene, medikamentöse Verfahren zum Einsatz, die bei Progression jedoch wirkungslos sind. Die Operation wird bei funktionell störenden Kontrakturen indiziert. Die Indikation zur Radiotherapie besteht in der prophylaktischen bzw. therapeutischen Behandlung in den frühen Stadien. Es hat sich gezeigt, dass die Radiotherapie in 70-87 Prozent zu einem Stillstand der Progression und in 20-30 Prozent, teilweise bis zu 66 Prozent zu einer Rückbildung von Knoten und Strängen führt. Eine eventuell spätere OP bei Progression führt nicht zu einer Erhöhung der Komplikationsrate.

Ähnlich gute Daten zur Radiotherapie gibt es – allerdings mit geringeren Patientenzahlen, da die Erkrankung recht selten ist - übrigens auch zum M. Ledderhose (Bindegewebserkrankung an der Plantaraponeurose), dem Pendant zum M.Dupuytren.

Weitere Informationen gibt es auch auf der Website der Deutschen Dupuytren-Gesellschaft.

Kontakt

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