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Gut zu wissen
28/10/2022
Diabetes im Kindesalter: Diese Warnzeichen sollten Sie kennen
Diabetes-Typ-1 ist die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindesalter. „Wird der Diabetes bei Kindern nicht rechtzeitig erkannt, kann es zu einer lebensgefährlichen Ketoazidose kommen“, warnt Elke Bettecken, Diabetesberaterin DDG und Kinderkrankenschwester im Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin am Schwarzwald-Baar Klinikum. Die Expertin erklärt, auf welche Symptome Eltern, Angehörige und Betreuer achten sollten.
Diabetes bei Kindern – keine Seltenheit
„Beim Diabetes beobachten wir seit Jahren einen Anstieg der Fallzahlen“, erzählt Elke Bettecken. „Die Stoffwechsel­erkrankung kann Menschen jeden Alters treffen.“ Die häufigste Form im Kindesalter ist der Typ-1-Diabetes. In Deutschland leben etwa 33.000 Kinder und Jugendliche mit dieser Diabetesform – Tendenz steigend. Im Gegensatz zum Typ-2-Diabetes wird der Typ 1 nicht durch den Lebensstil beeinflusst. „Auch schlanke Kinder, die sich gesund ernähren, können daran erkranken“, weiß die Expertin und erläutert: „Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung, die auf einer Fehlfunktion des körpereigenen Immunsystems beruht. Dabei greifen die Abwehrzellen des Immunsystems die Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse an.“ Diese stellen normalerweise das lebenswichtige Hormon Insulin her.

Was ist eine Ketoazidose?
„Als Ketoazidose wird eine gefährliche Stoffwechsel­entgleisung bezeichnet“, erklärt Bettecken. Kinder, die noch nichts von einem beginnenden Typ-1-Diabetes wissen, sind dafür besonders anfällig: „Ihr Körper produziert kaum oder gar kein Insulin mehr“, so die Diabetesberaterin. Fehlt das Hormon Insulin, kann aus der Nahrung keine Energie gewonnen werden. Um dennoch Energie zu erhalten, baut der Körper verstärkt Fett ab – dabei entstehen sogenannte Ketonkörper, saure Stoffwechsel­produkte. „Es kommt zu einer Übersäuerung des Blutes, einer Azidose“, verdeutlicht Bettecken und warnt: „Wird die Ketoazidose nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, können Kinder in ein lebensgefährliches Koma fallen.“

Was sind Anzeichen eines Diabetes?
„Zu den vier typischen Warnzeichen gehören ständiger Durst, häufiges Wasserlassen, Gewichtsabnahme und stetige Müdigkeit“, zählt Bettecken auf. „Eine daraus im Verlauf entstehende Ketonämie – also vermehrtes Auftreten von Ketonkörpern im Blut – verursacht Übelkeit, oft auch Bauchschmerzen und Erbrechen.“ Aceton-Geruch ist ebenfalls ein Hinweis: Der Atem riecht dann ähnlich wie faules Obst oder Nagellackentferner. „Wenn Sie diese Symptome bei einem Kind beobachten, sollten Sie sofort ein Krankenhaus aufsuchen“, sagt die Expertin mit Nachdruck. Kinder mit Ketoazidose haben sehr hohe Blutzuckerwerte, von mehr als 300 bis 600 Milligramm pro Deziliter. Außerdem lässt sich Aceton im Blut und Urin nachweisen. „Bei einer Stoffwechselentgleisung ist es wichtig, dass das Kind sofort viel Flüssigkeit bekommt und Insulin erhält“, betont die Diabetesberaterin.
Wie wird ein Diabetes behandelt?
„Die Therapie besteht in der Zufuhr von Insulin“, so Bettecken. „Dieses wird entweder gespritzt oder über eine Insulinpumpe via Pumpenkatheter verabreicht.“ Medikamente zum Schlucken seien in dieser Situation unwirksam, da Insulin ein Eiweißhormon ist, das von der Magensäure sofort zerstört werden würde. Die Expertin betont: „Bei einem Typ-1-Diabetes ist man auf eine lebenslange Verabreichung von Insulin angewiesen.“

Eine regelmäßige Blutzuckerkontrolle gehöre ebenfalls zur Behandlung. Sie erfolgt entweder über eine herkömmliche Blutzuckermessung am Finger oder mit neueren Geräten über eine kontinuierliche Gewebezuckerkontrolle mittels Sensor (Continous Glucose Monitoring, kurz CGM). „Ein entscheidender Vorteil der neuen CGM-Sensoren ist die Alarmierung bei hohen und vor allem niedrigen Blutzuckerwerten“, weiß Bettecken.

Eine strenge Diabetesdiät gebe es heute nicht mehr: „Kinder und Jugendliche sollten sich genauso gesund ernähren wie Kids ohne Diabetes. Sie haben den gleichen Energie- und Nährstoffbedarf und auch Bedürfnisse wie andere Kinder in ihrem Alter“, sagt die Expertin. In Schulungen lernen Kinder und Eltern, wie sie den Kohlenhydratgehalt einer Mahlzeit richtig berechnen. Dadurch wissen sie, wie viel Insulin gespritzt werden muss, um den Zuckeranstieg nach dem Essen auszugleichen. Auch den Einfluss von Sport und Krankheiten auf den Blutzuckerspiegel lernen sie kennen.

Das Gute: „Heutzutage gibt es viele moderne Geräte, die das Diabetesmanagement erleichtern“, erzählt Bettecken. Insulinpumpen geben beispielsweise laufend kleine Mengen an Insulin ab, um den Grundbedarf zu decken. Zusätzlich benötigtes Insulin kann einfach per Knopfdruck abgerufen werden. Die Diabetesberaterin kennt auch die neuesten Modelle: „Einige Pumpen sind mit einem kontinuierlichen Zuckermesssystem verbunden und können mit einer automatisierten Insulinabgabe erhöhte Blutzuckerwerte ausgleichen. Bei einer drohenden Unterzuckerung kann die Pumpe die Insulinzufuhr abschalten.“

Praxis für Kinder-Endokrinologie und Diabetologie
Ihr Kind hat die Diagnose Diabetes erhalten? Im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Pädiatrie werden Kinder mit Diabetes ambulant von einem erfahrenen Expertenteam betreut und behandelt. In speziellen Schulungen erklärt Diabetesberaterin Elke Bettecken, wie die Kinder ihren Alltag meistern können. Dabei berät sie nicht nur die kleinen Patienten: „Genauso wichtig ist die Schulung von Eltern, Großeltern und Geschwistern sowie Lehrern und Erziehern.“ Sie ist überzeugt: „Wenn alle Beteiligten umfassend informiert sind, können die Kinder ihren Diabetes akzeptieren und gut damit umgehen.“

 

Unsere Expertin:


Elke Bettecken

Diabetesberaterin DDG, Kinderkrankenschwester
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde

 

Weitere Informationen:

Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde 

Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) Villingen 

 

Kontakt:

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Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ)
Praxis für Kinder-Endokrinologie und Diabetologie
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