Klinikums-Blog

Klinikum hautnah
24/01/2022
Hinter den Kulissen einer modernen Klinikapotheke
Ein Patient benötigt eine spezielle Salbe? Ein Arzt mehr Informationen zu einem neuen Medikament? Dann wird die Apotheke vom Schwarzwald-Baar Klinikum kontaktiert. Dr. Matthias Fellhauer, Direktor der Apotheke, gewährt uns einen Blick hinter die Kulissen.
„Zu unseren Kunden zählen zum einen die Patienten unseres eigenen Klinikums", erzählt Dr. Fellhauer, Direktor der Apotheke. „Zum anderen versorgen wir zwölf weitere Kliniken und Rettungsdienste in der Region mit Arzneimitteln und pharmazeutischen Dienstleistungen." Grob kann man die Aufgaben der Klinikapotheke in drei Bereiche gliedern: die Logistik, die Herstellung von Arzneimitteln und die Klinische Pharmazie einschließlich der Arzneimittelinformation und Beratung. Dr. Fellhauer erklärt, was es damit genau auf sich hat.

1. Einkauf und Logistik: Die Patienten erhalten die richtigen Medikamente zur richtigen Zeit

Die Stationsversorgung gehört zu den klassischen Aufgaben der Klinikapotheke. „Unser 30-köpfiges Team sorgt – einfach ausgedrückt – dafür, dass die richtigen Arzneimittel zur richtigen Zeit am richtigen Ort ankommen", so Dr. Fellhauer und geht zu einem Regal, in dem zahlreiche Medikamente lagern. „Das Sortiment legen wir zusammen mit den Ärzten des Klinikums fest", erklärt er. Erfüllen die Arzneimittel die nötigen Anforderungen an Qualität und Wirtschaftlichkeit, werden sie in die Arzneimittelliste des Schwarzwald-Baar Klinikums aufgenommen. Diese stellt eine Positivliste der im Klinikum regelmäßig benötigten Medikamente dar. Der Direktor der Apotheke betont: „Wir haben rund 3.000 verschiedene Medikamente vorrätig. Das erscheint im Vergleich zu einer öffentlichen Apotheke recht wenig, beinhaltet aber in aller Regel viel größere Mengen. Zum Teil sind sie auf einen mehrwöchigen Vorrat ausgerichtet". Von der Kopfschmerztablette bis hin zum Krebsmedikament: Für jede Art von Erkrankung hält die Apotheke das passende Arzneimittel parat.


Apothekerin Nadine Keller beim Prüfen der Bestellungen

Wie kommen die Medikamente von der Apotheke auf Station?
„Am Morgen prüfen unsere Apotheker die eingegangenen Bestellungen und schicken die Aufträge elektronisch weiter zu unserem Automatenbereich", erklärt Sabine Gierer, die als Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte (PKA) im Einsatz ist. Beim Kommissionieren, dem Zusammenstellen der Arzneimittel, hilft eine halbautomatische Kommissionieranlage. „Der Automat errechnet das gesamte Auftragsvolumen und zeigt an, welche und wie viele Medikamente zusammen in eine Transportkiste kommen", so die PKA. Auf einem kleinen Display sehen die Mitarbeiter, welches Präparat benötigt wird, holen es aus dem Lagerregal, scannen den Barcode auf der Verpackung und legen es auf ein Förderband. Das automatische Sortiersystem verteilt die einzelnen Packungen anschließend auf die Stationskisten.


Anita Zuparic beim Kommissionieren im Automatenbereich

„Ware, die nicht im Automatensystem erfasst ist, wie zum Beispiel Infusionen, holen die Kollegen aus dem Lager", ergänzt Gierer. Auch Kühlware und kühlkettenpflichtige Arzneimittel wie Impfstoffe werden von Hand versandfertig gemacht. Sobald die Kisten mit der Stationsware fertig gepackt sind, bringen sie die Mitarbeiter des Transportdienstes – diese sind für die hausinterne Beförderung von Patienten und Waren zuständig – auf Station. Medikamente, die besonders eilig zum Patienten gelangen müssen, werden mit der Rohrpost durchs Haus geschickt und treffen so bereits kurze Zeit nach der Bestellung auf der Station ein.
Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte (v.l.): Gabriella Schäfer und Anita Zuparic im Infusionslager, Sabine Gierer am Ultra-Tiefgefrierschrank, Alexandra Hauger packt die Kisten für die Stationen

2. Herstellung von Arzneimitteln: Individuell angefertigt unter höchsten Qualitäts- und Sicherheitsstandards

Wenn Arzneimittel in der notwendigen Dosierung oder Arzneiform nicht im Handel erhältlich sind oder nur sehr begrenzt haltbar sind, werden sie in der Apotheke selber hergestellt. „Dabei unterscheiden wir zwei große Bereiche", erläutert Dr. Fellhauer. „Zum einen ist das die aseptische Herstellung von Arzneiformen. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie frei von vermehrungsfähigen Keimen sind. Zum anderen stellen wir unsterile Arzneiformen her. Bei ihnen muss keine relative Keimfreiheit gegeben sein." Zu den sterilen Arzneiformen gehören sogenannte Zytostatika, die vor allem im Rahmen der Chemotherapie von Krebspatienten eingesetzt werden. „Auch Nährlösungen für Früh- und Neugeborene mischen wir aus industriell hergestellten Komponenten selbst", so der Direktor der Apotheke.

Damit die Präparate frei von vermehrungsfähigen Keimen sind, werden sie von den Apothekern und Pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTA) unter höchsten Sicherheitsstandards in speziellen Reinräumen angefertigt. Die Mitarbeiter betreten sie durch mehrere Schleusen und tragen bei der Arbeit stets spezielle Reinraumkleidung mit Overall, Haube, Handschuhen und Mundschutz. „An den Werkbänken für die Zytostatika-Herstellung strömt sterile Luft von oben nach unten. Zudem sind die Mitarbeiter durch eine Glasscheibe geschützt", betont Dr. Fellhauer. Räumlich getrennt erfolgt die Herstellung von unsterilen Arzneiformen. Dazu zählen Salben und Cremes, die beispielsweise zur Behandlung von Patienten in der Hautklinik verwendet werden, oder orale Lösungen für die Kinderklinik. Auch hier wird auf eine einwandfreie Hygiene geachtet.


Bei der Herstellung von Arzneimitteln

3. Klinische Pharmazie, Information und Beratung: Apotheker auf Station und an der Info-Hotline
Der dritte Aufgabenbereich der Klinikapotheke betrifft die Klinische Pharmazie. Darunter versteht man alle Dienstleistungen, die individuell für bestimmte Patienten erbracht werden. „Unsere Apotheker gehen regelmäßig auf die Stationen und sind teilweise auch bei den Visiten anwesend, um Ärzte und Pflegekräfte zu beraten", erzählt Dr. Fellhauer. „Sie beantworten Fragen zu Wechsel- und Nebenwirkungen oder auch Dosierungen von Medikamenten." Darüber hinaus gibt es eine Telefonhotline für Arzneimittelinformation, die für alle Mitarbeiter auf den Stationen zur Verfügung steht. Auch wenn öffentliche Apotheken und Ärzte in der Region Fragen zu einer Arzneimitteltherapie haben, können sie die Expertise der Apotheke im Schwarzwald-Baar Klinikum nutzen. Für die Region Schwarzwald-Bodensee dient sie als Regionales Arzneimittelinformationszentrum der Landesapothekerkammer. Dr. Fellhauer bekräftigt: „Beim Beantworten der Fragen können unsere Fachapotheker für Arzneimittelinformation auf umfangreiche Informationsquellen wie moderne Datenbanken und Fachliteratur zurückgreifen."


Apothekerin Linda Kienzler an der Info-Hotline

 
Apothekerin Dr. Carolin Schuhmacher im Gespräch mit Arzt Dr. Gergely Matyas Farkas


Dr. Fellhauer ergänzt: „Wegen der günstigen geographischen Lage des Schwarzwald-Baar Klinikums hat die Landesapothekerkammer ein Notfalldepot in unserer Apotheke eingerichtet." Es enthält lebensrettende, aber selten benötigte Medikamente. Wird zum Beispiel ein Antiserum beim Biss einer einheimischen Kreuzotter gebraucht, können es öffentliche Apotheken oder die Intensivstationen der umliegenden Kliniken rund um die Uhr aus dem Notfalldepot des Schwarzwald-Baar Klinikums erhalten.



Unser Experte:


Dr. rer. nat. Matthias Fellhauer
Direktor der Apotheke
Fachapotheker für Klinische Pharmazie und Arzneimittelinformation

 

Weitere Informationen:
Apotheke (Institut für Klinische Pharmazie)

Regionales Arzneimittelinformationszentrum der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg

 

Kontakt:
Schwarzwald-Baar Klinikum
Apotheke
Dr. rer. nat. Matthias Fellhauer
Klinikstr. 11
78052 Villingen-Schwenningen

Sekretariat
Irmgard Staiger
Tel.: 07721 93-3901
E-Mail: apo@sbk-vs.de