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Gut zu wissen
04/08/2021
Richtig speisen auf Reisen – So vermeiden Sie Reisedurchfall
Im Urlaub wollen wir es uns auch in Bezug auf unser Essen gut gehen lassen: Die einen kommen auf den Geschmack der Landesküche und gehen auf „genussvolle" Entdeckungsreise. Die anderen schlemmen lieber am üppigen Hotelbuffet und kosten ihren All-inclusive-Urlaub in vollen Zügen aus. Eine Urlaubserinnerung, auf die alle getrost verzichten können, ist Reisedurchfall. Prof. Hans Christian Spangenberg, Direktor der Klinik für Innere Medizin I, Gastroenterologie am Schwarzwald-Baar Klinikum, gibt praktische Tipps, wie man ohne Beschwerden durch den Urlaub kommt.
Viele Reisende erkranken im Urlaub an Durchfall. Einer der Gründe: Lebensmittel oder Getränke, die mit Keimen verunreinigt sind. Denn nicht in allen Ländern herrschen so strenge Hygienevorschriften wie in Deutschland und auch die Trinkwasserqualität ist häufig nicht die beste. Bei Fernreisen nach Afrika, Asien, Mittel- oder Südamerika sollten Urlauber besondere Vorsicht walten lassen. Aber auch in Ländern des Mittelmeerraums wie Ägypten oder Tunesien kann es vorkommen, dass Reisende mit dem unliebsamen Urlaubsbegleiter zu kämpfen haben.

 Unsichtbare Gefahr im Essen
„Die Durchfallverursacher können sowohl Bakterien, beispielsweise Salmonellen, als auch Viren, beispielsweise Noroviren, sein. Außerdem können sogenannte Toxine, das ist ein Zellgift, das von E. coli-Bakterien produziert wird, eine Magen-Darm-Erkrankung verursachen", erklärt Prof. Spangenberg. Die Erreger gelangen durch Lebensmittel oder durch eine Schmierinfektion in den Körper. „Einen hundertprozentigen Schutz gegen Reisedurchfall gibt es nicht. Durch wenige Maßnahmen kann man allerdings das Risiko, zu erkranken, senken", so der Mediziner.

Koch es, brat es, schäl es – oder vergiss es!
Auch wenn die Versuchung groß ist, sollte man von einigen Lebensmitteln lieber die Finger lassen. Folgende Faustregel sollte man sich merken: „Koch es, brat es, schäl es – oder vergiss es." Demnach gemieden werden sollten Lebensmittel wie:
• Roher Fisch und rohe Meeresfrüchte (Sushi, Austern usw.)
• Rohes Fleisch (Tatar, Carpaccio usw.)
• Salate (auch Obstsalate) und rohes Gemüse
• Eis (sowohl Speiseeis als auch Eiswürfel)
• Tiefkühlprodukte (ggf. wurde die Kühlkette unterbrochen)
• Kalte Buffets und länger warmgehaltene Speisen
• Leitungswasser (auch nicht zum Zähneputzen verwenden)
• Nicht pasteurisierte Milch

Für Getränke gilt: Besser auf Flaschen mit Originalverschluss zurückgreifen. Wenn überhaupt, dann sollte Leitungswasser nur abgekocht verwendet werden – auch zum Zähneputzen. Ebenfalls sollte man auf Eiswürfel im Getränk verzichten, da sie aus verunreinigtem Leitungswasser hergestellt sein könnten.

Auf Hygiene achten!
„Wichtig ist auch, die Hände regelmäßig zu waschen. Besonders vor dem Essen und nachdem die Toilette benutzt wurde. Zum Abtrocknen der Hände sollte man keine benutzten Handtücher verwenden, sondern besser Einwegpapier", rät Prof. Spangenberg.

Was tun bei Reisedurchfall?
„Wenn es einen trotz aller Vorsichtsmaßnahmen erwischt hat, lautet das oberste Gebot viel zu trinken, um den Flüssigkeits- und Salzverlust wieder auszugleichen", so der Chefarzt. „Pro Stunde sollte man 250 Milliliter in kleinen Schlucken bis zur Besserung zu sich nehmen. Ideal sind Fruchtsäfte oder gezuckerter schwarzer Tee. Auch Elektrolytlösungen aus der Apotheke sind empfehlenswert", weiß Prof. Spangenberg. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Säuglinge, Kleinkinder oder chronisch Kranke betroffen sind. Gelingt es nicht, durch verstärktes Trinken den Flüssigkeitsmangel auszugleichen, muss der Arzt eine Infusion legen. „Wer von Durchfall geplagt wird, sollte schwere und fetthaltige Speisen meiden, um den Darm nicht zusätzlich zu belasten", führt der Mediziner weiter aus. Besser seien zum Beispiel Salzstangen, Zwieback, geriebener Apfel, zerdrückte Banane, Weißbrot, Haferschleim, Karottensuppe und Reis. Abgesehen davon sollte man als Betroffener noch genauer auf die Hygiene achten, um Familie und Freunde nicht anzustecken.

Wann zum Arzt?
„Der gewöhnliche Reisedurchfall kann ein paar Tage anhalten, eine medikamentöse Behandlung ist im Regelfall nicht nötig", meint Prof. Spangenberg. „Allerdings können Durchfallblocker mit dem Wirkstoff Loperamid helfen, die Symptome zu unterdrücken. Sie dürfen jedoch nicht länger als zwei Tage genommen werden und sind nicht für Kinder unter 12 Jahren geeignet." Spätestens nach dem Urlaub sollte sich der Darm wieder beruhigt haben. Wer immer noch Beschwerden hat, sollte zum Arzt gehen.

Unser Experte:


Prof. Dr. med. Hans Christian Spangenberg
Direktor der Klinik für Innere Medizin I: Gastroenterologie
Facharzt für Innere Medizin
Schwerpunkte: Gastroenterologie, Hepatologie, Endokrinologie, Diabetologie und Palliativmedizin

 

Zur Klinik für Innere Medizin I: Gastroenterologie 

 

Kontakt:
Schwarzwald-Baar Klinikum
Klinik für Innere Medizin I: Gastroenterologie
Prof. Hans Christian Spangenberg
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Tel.: +49 7721 93-2001
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