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Gut zu wissen
22/03/2022
Darmkrebs vorbeugen: Das kann jeder Einzelne tun
Mehr als 60.000 Menschen in Deutschland erkranken jährlich an Darmkrebs. Bei Frauen handelt es sich um die zweithäufigste, bei Männern um die dritthäufigste Tumorerkrankung. Doch wie entsteht Darmkrebs überhaupt? Und was kann man zur Vorbeugung tun? Das erklären unsere beiden Experten Prof. Dr. med. Stefan Beckert, Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie und Leiter des Darmzentrums Südwest, sowie Prof. Dr. med. Hans Christian Spangenberg, Direktor der Klinik für Innere Medizin I, Gastroenterologie, am Schwarzwald-Baar Klinikum.
Wie entsteht Darmkrebs?
„Wenn wir von Darmkrebs sprechen, meinen wir in der Regel Dickdarmkrebs, in der medizinischen Fachsprache ‚kolorektales Karzinom‘ genannt“, erklärt Prof. Beckert. Die Krebsart entsteht in der Schleimhaut des Darms und entwickelt sich meist langsam in mehreren Stufen: Zunächst verdickt sich an einer Stelle die Darmschleimhaut, dann entstehen Wucherungen, sogenannte Polypen oder Adenome. „Diese können sich über mehrere Jahre hinweg zu einem bösartigen Tumor entwickeln“, weiß der Chefarzt und ergänzt: „Im Durchschnitt dauert es etwa zehn Jahre, bis sich ein Polyp in Krebs umgewandelt hat.“

Das Tückische bei Darmkrebs: „Symptome wie Bauchschmerzen treten in der Regel erst auf, wenn der Tumor in seinem Wachstum fortgeschritten ist“, so Prof. Beckert. „Ein erstes Anzeichen sind Veränderungen der Stuhlgewohnheiten, auch der Wechsel von Verstopfung und Durchfällen.“ Ein weiteres typisches Alarmsignal ist Blut im Stuhl. Ist der Tumor größer geworden, berichten die Patienten von Bauchschmerzen, aufgetriebenem Bauch und fehlendem Stuhlgang. Der Chefarzt betont: „Scheuen Sie sich nicht zum Arzt zu gehen – diese Symptome müssen unbedingt abgeklärt werden.“

Was sind Risikofaktoren für Darmkrebs?
„Ein großer Risikofaktor für Darmkrebs ist Nikotin“, sagt Prof. Beckert. „Aber auch Übergewicht, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel begünstigen die Entstehung dieser Krebsart.“ Der Experte empfiehlt daher, die eigenen Lebens- und Ernährungsgewohnheiten zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Neben dem Lebensstil hat auch das Alter Einfluss auf die Entwicklung von Darmtumoren: Ab dem 50. Lebensjahr nimmt das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, deutlich zu. Besonders aufpassen sollten Personen, bei denen die Krankheit bereits in der Familie aufgetreten ist, sowie Patienten mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung: „Sie gehören zur Risikogruppe und sollten schon in jungen Jahren die Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen.“

Wie kann man Darmkrebs vorbeugen?
„Zur Vorbeugung von Darmkrebs ist es ratsam, aufs Rauchen zu verzichten und nur wenig Alkohol zu trinken“, betont Prof. Beckert. Bei der Ernährung sollte der Fokus auf Ballaststoffen liegen – sie sind reichlich in Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Gemüse und Obst vorhanden und bringen die Verdauung in Schwung. Rotes Fleisch, wie zum Beispiel vom Schwein oder Rind, sollte hingegen gemieden werden: „Studien zeigen, dass zu viel rotes Fleisch – auch in verarbeiteter Form als Wurst – das Darmkrebsrisiko erhöht.“ Für mehr Bewegung im Alltag hilft es bereits, vom Auto aufs Fahrrad umzusteigen oder die Treppe anstatt den Fahrstuhl zu nehmen. Als Faustregel rät der Experte: „Kommen Sie einmal am Tag ins Schwitzen, um den Kreislauf und Stoffwechsel anzukurbeln.“
Darmkrebs: Vorsorge kann Leben retten
Ab dem 50. Lebensjahr hat in Deutschland jeder Krankenversicherte Anspruch auf regelmäßige Untersuchungen zur Früherkennung von Darmkrebs. Ab diesem Alter wird sowohl für Frauen als auch Männer der Stuhltest empfohlen. Warum der Stuhltest sinnvoll ist, weiß Prof. Spangenberg, Direktor der Klinik für Innere Medizin I, Gastroenterologie, am Schwarzwald-Baar Klinikum. „Der Test kann kleinste Mengen Blut im Stuhl nachweisen und damit erste Hinweise auf einen Darmtumor oder Polypen geben“, so der Chefarzt. Zuverlässiger ist die Darmspiegelung, Koloskopie genannt. „Bei dieser Untersuchung betrachten wir den gesamten Dickdarm mithilfe eines flexiblen Instruments, dem Koloskop. Entdecken wir eine auffällige Wucherung, können wir sie direkt entfernen“, erklärt der Gastroenterologe. Die Kosten für die Behandlung übernehmen die Krankenkassen bei Männern ab 50 Jahren und bei Frauen ab 55 Jahren.

Darmspiegelung: Keine Angst vor der Untersuchung
„Damit wir bei der Darmspiegelung die Schleimhaut gut einsehen können, muss der Darm vollständig entleert sein“, so Prof. Spangenberg. Zur Vorbereitung gehört daher die Einnahme eines speziellen Abführmittels. Vor der Untersuchung selbst brauchen die Patienten keine Angst zu haben. „Eine Darmspiegelung ist nicht schmerzhaft und dauert gerade mal 20 bis 30 Minuten“, beruhigt der Chefarzt. „Die meisten Patienten nehmen ein Schlafmedikament und bekommen von der Behandlung überhaupt nichts mit.“

Mithilfe einer Kamera, die am Koloskop befestigt ist, betrachten die Ärzte das Innere des Darms. Finden die Ärzte bei der Untersuchung keine Auffälligkeiten, steht die nächste Darmspiegelung erst nach zehn Jahren an. Werden Polypen entdeckt, wird das entnommene Gewebe im Labor untersucht. „Das weitere Vorgehen hängt dann vom Ergebnis ab, je nachdem, ob die Wucherung eine harmlose Gewebeveränderung, eine Krebsvorstufe oder bereits Krebs ist“, erklärt Prof. Spangenberg.

Die gute Nachricht: Wird der Darmkrebs in einem frühen Stadium entdeckt, sind die Heilungschancen hoch. „Je früher die Behandlung erfolgt, desto besser“, betont Prof. Spangenberg. „Im Idealfall können wir den Tumor durch einen operativen Eingriff entfernen. Gegebenenfalls folgt im Anschluss eine Chemotherapie.“

Darmzentrum Südwest
Am Schwarzwald-Baar Klinikum ist seit 2007 das Darmzentrum Südwest unter Leitung der chirurgischen Klinik etabliert. Mit mehr als 150 Primärfällen, also Behandlungen von Ersterkrankungen, ist es eines der größten Darmzentren Deutschlands. In sogenannten Tumorkonferenzen werden individuelle Therapie­vorschläge für jeden einzelnen Patienten interdisziplinär ausgearbeitet. Über die Darmsprechstunde kann ein ambulanter Kontakt zum Darmzentrum hergestellt werden. Dort werden auffällige Befunde weiter abgeklärt und die entsprechenden Behandlungswege koordiniert.  

 

Unsere Experten:


Prof. Dr. med. Stefan Beckert
Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
Leiter des Darmzentrums Südwest


 

Prof. Dr. med. Hans Christian Spangenberg
Direktor der Klinik für Innere Medizin I: Gastroenterologie

 

Weitere Informationen:

Darmzentrum Südwest 

Darmkrebs 

Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie

Klinik für Innere Medizin I: Gastroenterologie

 

Kontakt:
Schwarzwald-Baar Klinikum
Darmzentrum Südwest
Prof. Dr. med. Stefan Beckert
Klinikstr. 11
78052 Villingen-Schwenningen

 

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