Klinikums-Blog

Klinikum hautnah
23/06/2021
„Ich wollte wieder Frau sein.“ – Brustwiederaufbau nach Krebs
Brigitte S. aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis hat mehr als nur einen Schicksalsschlag erlebt – doch ihren Lebensmut lässt sich die starke Brustkrebsbezwingerin nicht nehmen. Ihren Weg ging die 65-Jährige – von der Diagnose über die Krebstherapie und einer brusterhaltenden Operation bis hin zur Brustabnahme und des anschließenden Wiederaufbaus der Brust – gemeinsam mit den Ärzten der verschiedenen Fachkliniken des Schwarzwald-Baar Klinikums. Sie erzählt ihre Geschichte, weil sie nicht nur auf die Möglichkeiten einer Brustrekonstruktion hinweisen möchte. Sondern auch, um anderen Patientinnen Mut zu machen.
Als Brigitte S. im Juli 2020 nach einer routinemäßigen Mammographie – also einer Röntgenuntersuchung der Brust – erfuhr, dass der Brustkrebs wieder da war, traf es sie mit voller Wucht. „Ich hatte eigentlich andere Dinge im Kopf, denn mein Partner war gerade an Krebs verstorben. Als ich dann selbst die erneute Burstkrebsdiagnose erhielt und mir empfohlen wurde, die betroffene Brust abzunehmen, war ich am Boden zerstört", erzählt die Patientin.

 

Rückblick: Erste Diagnose und Behandlung
Bereits im Jahr 2009 trat erstmalig in ihrer rechten Brust Krebs auf. Nach umfassenden Untersuchungen unterzog sich Brigitte S. damals einer Chemotherapie sowie einer brusterhaltenden Operation mit anschließender Bestrahlung und medikamentöser Therapie. Seinerzeit noch im „alten Klinikum". „Dass ich in der Region behandelt werden konnte und es möglich war, die verschiedenen ‚Therapiestationen unter einem Dach' im Schwarzwald-Baar Klinikum zu durchlaufen, hatte viele Vorteile: Mein Partner war immer an meiner Seite und konnte ohne lange Anfahrtszeiten schnell vorbeikommen. Das war unheimlich wichtig für mich", erinnert sich die heute 65-Jährige. „Außerdem bedeutete es mir unbeschreiblich viel, dass sich die Ärzte viel Zeit nahmen, um meine Fragen zu beantworten. Ich wurde gut betreut und schaffte es damals, den Krebs zu bezwingen!"

Brustkrebsrückfall: Brustamputation und der Wunsch des Brustwiederaufbaus
Im Sommer des vergangenen Jahres dann der Schock: Der Brustkrebs war zurück. „Mir war sofort klar, dass die betroffene Brust so schnell wie möglich ‚weg' muss", so Brigitte S. Im selben Moment entschied sie, dass die entfernte Brust wiederaufgebaut werden soll. „Ich wusste, ich wollte wieder Frau sein", betont die Patientin. Noch vor der Brustamputation sprach sie mit Meike Merkel, Oberärztin in der Klinik für Plastische, Hand- und Ästhetische Chirurgie am Schwarzwald-Baar Klinikum, über die Möglichkeiten des Brustwiederaufbaus. „Es gibt verschiedene Rekonstruktionsverfahren – mit Eigengewebe, Implantaten oder einer Kombination von beiden", erklärt die Chirurgin. „Dabei ist es wichtig, die Patientinnen ganz individuell zu beraten. Welche Methode für die einzelne Patientin in Frage kommt, hängt neben den Vorstellungen der Patientin auch von den körperlichen Gegebenheiten ab. Auch, ob eine Strahlentherapie geplant ist oder zu einem früheren Zeitpunkt bereits erfolgt ist, spielt eine Rolle. Zudem kann im Anschluss eine angleichende Bruststraffung der Gegenseite erforderlich sein, um ein symmetrisches Bild zu erreichen. Und in einer weiteren Operation können Brustwarze und Warzenvorhof wiederaufgebaut werden."

Brustaufbau mit Eigengewebe (DIEP-Lappenplastik)
Brigitte S. entschied sich nach umfassender Beratung für den Brustaufbau mit Eigengewebe vom Unterbauch, der sogenannten DIEP-Lappenplastik. „Wir entnehmen Haut und Unterhautfettgewebe, ohne die Bauchwandmuskulatur wesentlich zu schädigen, und formen damit die neue Brust", schildert Merkel. „Dabei arbeiten wir unter dem Mikroskop und verbinden dieses Gewebe mit der Brustwand." Das Verfahren eignet sich insbesondere für Frauen mit ausreichend Hautfettgewebe am Unterbauch. Der Bauchverschluss erfolgt analog zu einer Bauchdeckenstraffung.

Wichtig: Sich trauen, Fragen zu stellen!
Zwischen der Brustamputation und dem Brustwiederaufbau lagen zwei Monate. Trotz der etwas aufwändigeren Operation habe Brigitte S. keine Bedenken gehabt: „Alle meine Fragen wurden im Vorfeld beantwortet. Und ich kann nur jeder Patientin ans Herz legen, ohne Scheu alle Fragen zu stellen, die sie beschäftigen. Die Ärzte nehmen sich Zeit, um alles zu erklären und trösten einen auch mal behutsam." Für sie sei der Brustwiederaufbau mit Eigengewebe die richtige Entscheidung gewesen, dennoch könne sie nachvollziehen, wenn andere Patientinnen sich diesem etwas größeren Eingriff nicht unterziehen wollen.

Neustart ins Leben
Inzwischen hat Brigitte S. ihre angleichende Brustoperation abgeschlossen. Nach all den langwierigen Herausforderungen, die sie in der Vergangenheit meistern musste, habe sich ihr Leben jetzt spürbar geändert. Sie sagt: „Ich bin regelrecht aufgeblüht und blicke voller Optimismus nach vorne."

 

Unsere Expertin:


Meike Merkel
Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie


Weitere Informationen:
Klinik für Plastische-, Hand- und Ästhetische Chirurgie

Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Interdisziplinäres Brustzentrum 

Onkologisches Zentrum/Onkologischer Schwerpunkt (OSP) Schwarzwald-Baar-Heuberg

Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie

Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin

 

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