Im Schwarzwald-Baar-Kreis beschäftigen wir uns - wie überall bundesweit - mit den Auswirkungen der Krankenhausreform. Bei den Überlegungen geht es um eine zukunftsorientierte und wirtschaftlich tragfähige Ausrichtung des Schwarzwald-Baar Klinikums. Die Reform hat unter anderem Folgen für den Klinikums-Standort Donaueschingen: Dieser muss so aufgestellt werden, dass das dortige Leistungsspektrum den Vorgaben des Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes (KHVVG) entspricht.
Nachfolgend sind alle Informationen zum aktuellen Diskussionsstand zu finden.
Infoveranstaltung 11. Oktober 2025
Das Landratsamt, die Stadt Villingen-Schwenningen und das Schwarzwald-Baar Klinikum hatten gemeinsam zu einer Informationsveranstaltung zur Krankenhausstruktur im Schwarzwald-Baar-Kreis eingeladen: Interessierte nutzten am 11. Oktober 2025 um 12.30 Uhr in der Neckarhalle in Villingen-Schwenningen die Gelegenheit, sich im Rahmen der Veranstaltung über den aktuellen Stand der Überlegungen zu informieren.
Nach einem moderierten Vortrag standen verschiedene Ansprechpartner für Fragen zur Verfügung, außerdem gab es mehrere Informationsstände mit Plakaten zu wesentlichen Themen.
Informations-Plakate:
Wie sieht die Notfallversorgung in Zukunft aus?
Warum müssen wir uns verändern?
Standorte Villingen-Schwenningen und Donaueschingen
Optionen
Versorgungsstruktur
Wirtschaftlichkeit in der Zukunft
Dokumentation der Informationsveranstaltung
Aktuell geplante Veränderungen
Der Klinikums-Standort Donaueschingen wird zukünftig zu einer orthopädischen Fachklinik, voraussichtlich ab 2027.
Mehrere Fachabteilungen des Schwarzwald-Baar Klinikums werden vom Standort Donaueschingen an den Standort Villingen-Schwenningen umziehen – das Lungenzentrum mit der Intensivmedizin sowie die Altersmedizin. Diese Entscheidung hat der Aufsichtsrat des Schwarzwald-Baar Klinikums in der Sitzung am 25. September 2025 getroffen.
Darüber hinaus wird das Schwarzwald-Baar Klinikum am Standort Donaueschingen zukünftig keine Notaufnahme mehr betreiben (siehe auch „Zukünftige Notfallversorgung“).
Am Standort Donaueschingen werden weiterhin die Abteilungen für Dermatologie und Allergologie sowie die Psychosomatische Medizin, die Schmerzmedizin und das Kontinenzzentrum Südwest angesiedelt sein.
Standort Donaueschingen – die noch offene Entscheidung
Noch offen ist, ob der Klinikums-Standort Donaueschingen als orthopädische Fachklinik dauerhaft geplant wird oder ob nach einer längeren Übergangsphase alle Fachabteilungen an den Klinikums-Standort Villingen-Schwenningen umgezogen werden. Die Entscheidung wird vom Kreistag und vom Gemeinderat getroffen.
Hintergrund dafür ist das Ergebnis des vorliegenden Gutachtens, aus dem hervorgeht, dass es aus wirtschaftlicher Sicht am besten wäre, mittelfristig alle stationären medizinischen Leistungen von Donaueschingen nach Villingen-Schwenningen umzusiedeln.
Orthopädische Fachklinik
In der zukünftigen orthopädischen Fachklinik liegt der Fokus auf der Diagnose und Behandlung von Erkrankungen und Verletzungen des Bewegungsapparates. Als zertifiziertes Endoprothetikzentrum kümmert sich die Fachklinik beispielsweise um Knie- und Hüftoperationen. Zum Leistungsspektrum gehören außerdem die Kinderorthopädie und die Versorgung von Verletzungen. Es geht vor allem um elektive Fälle, also Patienten mit geplanten Terminen. Ein weiteres Standbein wird die Klinik für Dermatologie und Allergologie bleiben.
Auslöser der Veränderungen – zum Hintergrund
Es gibt zwei Auslöser für die Veränderung: Zum einen das neue Gesetz zur Krankenhausversorgungsverbesserung (KHVVG), die so genannte Krankenhausreform. Zum anderen ist es notwendig, das Schwarzwald-Baar Klinikum zukunftsfähig und finanziell solide aufzustellen.
Die Reform kommt zu einer Zeit, in der die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser sehr angespannt ist. Deshalb gibt es in vielen Kliniken momentan Überlegungen dazu, wie eine zukunftsorientierte und wirtschaftlich tragfähige Ausrichtung aussehen könnte.
Wirtschaftlichkeit als Voraussetzung für moderne medizinische Versorgung
Das Schwarzwald-Baar Klinikum setzt auf gute und zeitgemäße medizinische und pflegerische Versorgung. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, muss das Klinikum auch wirtschaftlich gut aufgestellt sein. Nur so ist es möglich, beispielsweise in fortschrittliche Behandlungsmethoden zu investieren oder moderne Geräte anzuschaffen. Davon profitieren die Patienten deutlich.
Ein modernes, wirtschaftliches tragfähiges Klinikum wird von Spezialisten und Fachpersonal aber auch als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen.
Das Klinikum darf nicht dauerhaft auf Zuwendungen der Träger angewiesen sein, weil diese über die Kreisumlagen finanzierten Mittel an anderer Stelle im Kreis fehlen.
Das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG)
Mit der Reform wird sich die Finanzierung der stationären Versorgung in Deutschland grundlegend verändern. Krankenhausleistungen werden in so genannte Leistungsgruppen eingeteilt. Für die Leistungsgruppen werden bundesweit einheitliche Qualitätskriterien festgelegt, die erfüllt werden müssen. Die Idee dahinter: Die Qualität soll sich verbessern. Leistungen sollen nur in solchen Krankenhäusern erbracht werden, die über das notwendige Personal, eine angemessene apparative Ausstattung sowie weitere für die Behandlung erforderliche Fachdisziplinen verfügen. Ausnahmen hiervon sind beschränkt und nur zeitlich begrenzt möglich. Die Vorgaben sind vielschichtig. Die Krankenhäuser müssen sich auf die neuen Vergütungsregelungen und Qualitätskriterien einstellen. Das gilt auch für das Schwarzwald-Baar Klinikum mit seinen beiden Standorten in Villingen-Schwenningen und Donaueschingen und die strategische Ausrichtung seiner medizinischen Leistungsangebote.
Übergangsregelungen und Ausnahmen im KHVVG
Die Gesetzeskonformität muss bis 2027 hergestellt werden – die Anforderungen zu erfüllen, ist zeitlich anspruchsvoll. Aus diesem Grund hat der Aufsichtsrat den Übergang zur Fachklinik beschlossen.
Das Land Baden-Württemberg kann Ausnahmen zulassen, so dass Kliniken von den strengen Strukturvorgaben der Leistungsgruppen abweichen – allerdings maximal für drei Jahre, also bis 2029. Dauerhafte Ausnahmen sind nur für Krankenhäuser, die für die flächendeckende Versorgung unabdingbar sind. Dazu gibt es eine Liste, die auf Bundesebene erstellt wird. In Anbetracht der dafür geltenden Kriterien gäbe es nach Einschätzung des Schwarzwald-Baar Klinikums keine Chance, dass der Standort Donaueschingen eine Ausnahme bilden könnte.
Die so genannte Zwei-Kilometer-Regelung steht nach wie vor unverändert im Gesetz. Es gibt eine neue Ausnahmeregelung dafür, trotzdem wird diese nach Einschätzung des Schwarzwald-Baar Klinikums für den Standort Donaueschingen nicht greifen.
Abbau von Doppelvorhaltungen
Es ist nicht das erste Mal, dass es Überlegungen zur Krankenhausstruktur im Schwarzwald-Baar-Kreis gibt: Das Schwarzwald-Baar Klinikum hat bereits vor mehr als 20 Jahren die Voraussetzung für wirtschaftliches Arbeiten geschaffen, als beschlossen wurde, Doppelvorhaltungen abzubauen. Deshalb gibt es seit 2013 zwei Standorte anstatt wie ursprünglich sechs Standorte.
Ein Zusammenlegen von Fachabteilungen hat mehrere Vorteile. Dazu gehört beispielsweise, dass Kompetenzen in den Fachbereichen an einem Ort gebündelt werden können. Fachabteilungen können noch einfacher interdisziplinär zusammenarbeiten.
Zukünftige Notfallversorgung
Das Schwarzwald-Baar Klinikum wird zukünftig am Standort Donaueschingen keine Notaufnahme mehr betreiben.
Die Versorgung schwerwiegender Notfälle bleibt unverändert: Bereits jetzt werden alle schwerwiegenden Notfälle nach Villingen-Schwenningen gebracht. Dazu gehören zum Beispiel Patienten mit Herzinfarkt, Schlaganfall oder Polytraumen nach schweren Verkehrsunfällen. Entscheidend für die Genesung ist im Krankheitsfall die Qualität der Versorgung.
Es gibt mehrere Notarztstandorte im Schwarzwald-Baar-Kreis. Das Angebot von Rettungswagen und Notarzt bleibt in Donaueschingen bestehen.
Zukunft – zwei Möglichkeiten
Der Aufsichtsrat des Klinikums hat sich intensiv mit dem Thema und möglichen Lösungswegen beschäftigt. Ein Gutachten durch Experten und verschiedene Prüfaufträge wurden in Auftrag gegeben. Mehrere Möglichkeiten wurden sorgfältig geprüft. Die Ergebnisse wurden im Aufsichtsrat besprochen und in der Gremiensitzung am 11. Oktober 2025 (Kreistag und Gemeinderat Villingen-Schwenningen) vorgestellt.
Sechs Möglichkeiten wurden genauer geprüft. Kriterien dabei waren gesetzliche Anforderungen, notwendige Investitionen, Kosten im laufenden Betrieb, Fördermöglichkeiten, Auswirkungen auf interne Abläufe und Organisation sowie Bedarfe der Klinikums-Beschäftigten. Vier der Möglichkeiten wiesen kein gutes Ergebnis in der Prüfung auf, so dass zwei Optionen übriggeblieben sind. Beide würden die gesetzlichen Anforderungen erfüllen und zur wirtschaftlichen Stabilität beitragen.
Option 1:
Der Standort Donaueschingen würde langfristig als orthopädische Fachklinik betrieben werden.
Option 2:
Der Standort Donaueschingen würde als orthopädische Fachklinik geführt werden bis ins Jahr 2031. Ein Anbau am Standort Villingen-Schwenningen würde erstellt werden. Ab etwa 2031 würden alle Fachabteilungen von Donaueschingen nach Villingen-Schwenningen umziehen.
Wenn man diese zwei Möglichkeiten miteinander vergleicht, zeigt sich, dass die Option, bei der in ein paar Jahren alle Fachabteilungen an den Standort Villingen-Schwenningen umgezogen werden, weniger Kosten verursacht und damit besser zur wirtschaftlich angespannten Lage passt. Zudem würden sich Vorteile aus der Kompetenzbündelung und Spezialisierung ergeben.
Gebäude Standort Donaueschingen
Wenn der Standort Donaueschingen als orthopädische Fachklinik betrieben wird, ist der Platzbedarf geringer. Es wird weniger Fläche benötigt.
Sanierungsbedarf: Der Standort Donaueschingen wurde 1972 in Betrieb genommen. Wenn das 50 Jahre alte Gebäude in Donaueschingen langfristig – also nicht nur für wenige Jahre – als orthopädische Fachklinik genutzt werden sollte, stünde in den kommenden Jahren eine Generalsanierung an. Unter anderem müssten die Heizung, die Lüftung, die Fenster, die Fassade, der Brandschutz oder die Ver- und Entsorgungsleitungen erneuert werden. Es wäre mit Kosten von mindestens 60 Millionen Euro zu rechnen. Damit würde die Generalsanierung am Standort Donaueschingen fast ebenso teuer wie ein Neubau. Die Generalsanierung würde notwendig sein, obwohl die Flächen nicht mehr in vollem Umfang benötigt würden.
Transformationsfonds
Die Modernisierung der Krankenhausstrukturen in Deutschland wird in den kommenden zehn Jahren mit insgesamt bis zu 50 Milliarden Euro von Bund und Ländern gefördert werden. Gefördert werden beispielsweise die Bildung integrierter Notfallstrukturen oder das Zusammenlegen von Krankenhausstandorten.
Ausblick
Gutachten