Als Carotisstenose bezeichnet man eine hochgradige Verengung der Halsschlagader (Arteria carotis interna). Diese Durchblutungsstörung am Hals ist für ein Drittel aller Schlaganfälle in Deutschland verantwortlich. Wird eine Carotisstenose rechtzeitig erkannt und umgehend therapiert, kann das Schlaganfallrisiko deutlich gesenkt werden. Bei diesem Eingriff wird der „Engpass“ an der Halsschlagader operativ geweitet und damit eine gesunde Durchblutung wieder ermöglicht.
Krankheitsbild
Schleichende Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) betrifft alle Blutbahnen, so auch die Halsschlagader. Dadurch kann es zu einer Verengung in dem etwa Bleistift dicken Blutgefäß kommen (Carotisstenose). Die wichtigsten Risikofaktoren für dieses Krankheitsbild sind Rauchen, Bluthochdruck (arterielle Hypertonie), Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Fettstoffwechselstörung (Hyperlipidämie), eine erbliche Veranlagung für Durchblutungsstörungen sowie Verkalkungen der Herzkranzgefäße oder der Beinschlagadern.
Durch die sich langsam verengende Stelle in der Halsschlagader wird der Blutfluss zunehmend verwirbelt. In der Folge können Blutgerinnsel entstehen, die mit dem Blutfluss ins Gehirn transportiert werden. Dort verstopfen diese sogenannten Embolien die feinen Gefäße und verursachen den Schlaganfall. Je nach ihrer Lokalisation im Gehirn verursachen sie unterschiedliche Lähmungserscheinungen.
Diagnose und Therapie
Die einfachste und trotzdem sehr präzise Untersuchung der Halsschlagader erfolgt mit dem Ultraschall (farbkodierte Duplexsonographie). Hier sind der genaue Grad der Stenose und ihre Ausdehnung messbar. Bei unklaren Befunden oder zur Operationsplanung können weitere Untersuchungen mit der Computertomographie (CT-Angiographie) oder dem Kernspin (MR-Angiographie) nötig werden.
Bei sichtbaren Ablagerungen oder einer nur geringgradigen Engstellung genügt eine medikamentöse Therapie. Auch die ursächlichen Risikofaktoren müssen behandelt bezw. ausgeschaltet werden. Regelmäßige Ultraschallkontrollen sind wichtig.
Erst ab einer Stenose von circa 70 Prozent ist das Schlaganfallrisiko – trotz entsprechender Medikamente – höher als das geringe Operationsrisiko. Daher wird in diesen Fällen allgemein eine Gefäßoperation empfohlen. Dieser geht selbstverständlich eine ausführliche Beratung des Patienten voraus.
Vor einer geplanten Operation wird alles gut vorbereitet. Der Neurologe klärt, ob der Patient bereits (kleine) Schlaganfälle hatte, oft wird eine Untersuchung des Gehirns angeschlossen (CT, MR). Wenn auch der Narkosearzt grünes Licht gibt, kann der Eingriff erfolgen.
Die Operation ist in Vollnarkose oder in örtlicher Betäubung (Regionalanästhesie) möglich. Während des Eingriffs wird der Patient bestmöglich überwacht, auch die Gehirnfunktion wird laufend kontrolliert. Ein Schlaganfall während der Operation kann durch frühzeitiges Ausklemmen der Halsschlagader vermieden werden – die anderen Schlagadern versorgen das Gehirn mit ausreichend Blut. Nach Eröffnung der Halsschlagader wird die oft kalkharte Engstelle ausgeschält, der Blutfluss in der Regel durch Einnähen eines „Flickens“ (Patchplastik) wieder hergestellt.
Zur Vorsicht bleibt der Patient die erste Zeit nach der Operation auf der „Wachstation“, der Blutdruck muss regelmäßig kontrolliert werden. Bereits am dritten Tag nach dem Eingriff ist die Entlassung aus der Klinik möglich. Zur weiteren Behandlung gehören die Einstellung der oben genannten Risikofaktoren, die Einnahme von Medikamenten zur Blutverdünnung und regelmäßige Ultraschallkontrollen der Halsschlagadern.
Sollte die offene Gefäßoperation ein deutlich erhöhtes Risiko darstellen, ist auch eine Gefäßaufdehnung mit Einsetzen eines kleinen Metallgitters (PTA und Stentimplantation) möglich. Hierbei ist allerdings das Eingriffsrisiko (Schlaganfall) etwas erhöht, und auch die Langzeitergebnisse (erneute Stenose) sind etwas schlechter.
Komplikationen sind wie bei allen Eingriffen möglich, aber insgesamt sehr selten. Die schwerste Komplikation ist das Auslösen eines Schlaganfalls. Trotz aller intraoperativer Vorsichtsmaßnahmen beträgt das Risiko in unserer Klinik circa zwei Prozent und ist damit geringer als der Landesdurchschnitt. Weitere mögliche Risiken sind Nachblutungen, Wundinfektionen sowie Verletzungen beziehungsweise Irritationen von Gefäß begleitenden, wichtigen Nerven (Zungennerv, Stimmbandnerv).
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