Lungen- und Weaningversagen (ARDS / ALI)

Ein lebensgefährlicher Zustand

Prof. Dr. med. Sebastian G. Russo, MaHM, DEAA
Direktor der Klinik
Facharzt für Anästhesiologie, Spezielle Anästhesiologische Intensivmedizin, Notfallmedizin, Schmerzmedizin, OP-Manager

Tel.: +49 7721 93-2601
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Als Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS) bzw. Acute Lung Injury (ALI) bezeichnet man eine schwere, länger anhaltende und lebensgefährliche Störung der Lungenfunktion. Sie kann durch eine gravierende Verletzung mit hohem Blutverlust, einer Lungenentzündung, Vergiftung oder einem Ertrinkungsunfall auftreten. Die Häufigkeit der lebensgefährlichen Atemnot beträgt etwa 30 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner und Jahr. Auch unter Anwendung aller modernen intensivmedizinischer Verfahren in einem spezialisierten Behandlungszentrum endet diese Erkrankung noch bei etwa 4 von 10 Patienten tödlich.

Als Weaningversagen bezeichnet man die Komplikationen, die bei der Entwöhnung vom Beatmungsgerät – zum Beispiel bei ARDS-Patienten nach einer Langzeitbeatmung –  auftreten können.

Krankheitsbild

Das akute Lungenversagen ist gekennzeichnet durch Entzündungen und Flüssigkeitseinlagerungen im Organ (pulmonale Infiltrate) und eine schwere Gasaustauschstörung. Dadurch nimmt die Sauerstoffversorgung des Blutes stark ab und der Kohlendioxidgehalt zu. In der Regel geht einem akuten Lungenversagen immer eine Vorerkrankung voraus, die das Lungengewebe direkt oder indirekt schädigt. Das Spektrum an Vorerkrankungen reicht von einer Lungenentzündung über Verletzungen bis hin zu Vergiftungen. Patienten mit ARDS müssen so schnell wie möglich im Rahmen einer intensivmedizinischen Behandlung intubiert und kontrolliert beatmet werden.

Der Begriff „Weaning“ stammt aus dem Englischen (to wean = entwöhnen) und wird in der Beatmungs- und Intensivmedizin für den Prozess der Überführung von der maschinellen Beatmung zur selbständigen Spontanatmung verwendet. Insbesondere bei Patienten, die länger als 24 Stunden beatmet wurden, gestaltet sich das Weaning als schwierig. Die Ursachen sind neben einer muskulären Erschöpfung, bleibende Schädigungen des Lungengewebes, ein bestehendes sogenanntes Durchgangssyndrom (postoperatives Delirium) oder eine Critical Illness Polyneuropathie (Periphere Nervenerkrankung, mit ausgeprägten Lähmungserscheinungen).

Therapie

Der wichtigste Schritt in der bestmöglichen Behandlung des ARDS ist eine schnelle und adäquate Beatmungstherapie. Zunächst muss die Sauerstoffversorgung des Blutes wieder stabilisiert werden. Dazu ist häufig eine Behandlung in einem speziellen Therapiezentrum notwendig. Hier  können  spezielle  intensivmedizinische Beatmungstechniken eingesetzt werden, zum Beispiel extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) und Hochfrequenzbeatmung (HFOV). Weitere wichtige Maßnahmen sind spezielle Lagerungstechniken, eine adäquate Flüssigkeitsversorgung, eine adaptierter Ernährung und die Behandlung der Grunderkrankung, die im Vorfeld zur ARDS geführt hat.

War die Therapie des ARDS/ALI erfolgreich, gilt es den Patienten vom Respirator zu entwöhnen. Dieser Vorgang (Weaning) gestaltet sich bei etwa 25 Prozent der Patienten, die länger als 24 Stunden beatmet wurden, schwierig. Er erfolgt nach Weaningprotokollen durch ein speziell geschultes Team auf der Intensivstation. Im Vordergrund stehen dabei die intensive Lagerungstherapie und Mobilisation sowie eine adaptierte Volumen- und Ernährungsstrategie

Kontakt

In der Regel werden die Patienten zur Behandlung des ARDS/ALI aus auswärtigen Kliniken auf unsere Interdisziplinäre Intensivtherapiestation verlegt. Vor einer Verlegung in unsere Klinik unterstützen wir die Kollegen gerne durch eine entsprechende telefonische Beratung. Besteht der Wunsch auf Übernahme, können alle weiteren Maßnahmen, inklusive des Transports in unsere Klinik, von uns organisiert oder übernommen werden.

Wenn Sie eine Beratung im Zusammenhang mit der Behandlung eines Patienten mit ARDS/ALI oder schwierigem Weaning wünschen, können Sie jederzeit mit uns Kontakt aufnehmen.

 

Schwarzwald-Baar Klinikum
Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Notfall- und Schmerzmedizin
Prof. Dr. med. Sebastian G. Russo, MaHM, DEAA