Ein Leistenbruch ist eine sackartige Ausstülpung des Bauchfells oberhalb des Leistenbandes. Er kann in jedem Lebensalter und bei beiden Geschlechtern auftreten, Männer sind davon zehnmal häufiger betroffen als Frauen. Da der Bruch sich nicht mehr zurückbildet, irgendwann Beschwerden bereitet und gelegentlich einklemmen kann, sollte er operiert werden, sobald er sicher diagnostiziert worden ist. Er gehört zu den häufigsten Erkrankungen, die chirurgisch behandelt werden müssen. Heutzutage stehen standardisierte und sichere operative Verfahren zur Verfügung, sowohl in offener als minimal-invasiver Technik. In unserer Klinik führen wir mehr als 800 Hernienreparaturen durch, bei den meisten handelt es sich um Leistenbrüche.
Krankheitsbild
Durch die Lücke in der Bauchdecke beim Leistenbruch treten Eingeweideteile (zum Beispiel Darm oder Bauchfett) durch den sogenannten Leistenkanal oder in seiner Nähe aus dem Bauchraum aus. Der Bruch kann angeboren oder erworben sein. Bei angeborenen Leistenbrüchen – sie zeigen sich im Säuglings- oder Kindesalter – ist ein fehlender Verschluss der Bauchdecke die Ursache. Auslösende Faktoren bei den erworbenen Brüchen sind hauptsächlich Druckerhöhungen im Bauchraum (zum Beispiel durch Husten, Verstopfung, Vergrößerung der Prostata mit Pressen beim Wasserlassen, Heben schwerer Lasten) und Bindegewebsschwäche.
Häufige Symptome sind unter anderen eine schmerzlose Vorwölbung im Bereich der Leiste, sowie stechende oder ziehende Schmerzen, die sich bei körperlicher Belastung verstärken. Gelegentlich treten auch Stuhlunregelmäßigkeiten auf. Kommt es zu einem Einklemmen von Bruchinhalt (zum Beispiel des Darms), verspüren die Patienten starke Schmerzen.
Ein Leistenbruch kann sich niemals spontan zurückbilden, er sollte daher immer operiert werden, zumal die Operationen heute sehr schonend und zum Teil auch in örtlicher Betäubung vorgenommen werden können. So genannte Bruchbänder sind keine wirkliche Alternative. Sinnvollerweise sollte die Operation nicht herausgezögert werden, da sich der Bruch mit der Zeit vergrößert. Kommt es zu einer Einklemmung von Organen, die sich nicht mehr zurückschieben lassen, muss der Betroffene sofort operiert werden. Diese Situation ist äußerst schmerzhaft und bedrohlich.
Diagnose und Therapie
Nach Diagnosestellung durch den Hausarzt wird in unserer chirurgischen Sprechstunde der Befund eingeschätzt und nach eingehender Besprechung mit dem Patienten die bestmögliche Therapieoption gewählt. Die operative Versorgung eines Leistenbruches ist heutzutage ein Standardeingriff. Die offene Reparatur kann häufig ambulant in Vollnarkose, Rückenmarksteilnarkose (Spinalanästhesie) oder in örtlicher Betäubung (Lokalanästhesie) vorgenommen werden.
Die am häufigsten angewandten Operationsmethoden in unserer Klinik sind:
Offene Reparatur und direkter Verschluss durch Naht: Hier wird über einen Hautschnitt in der Leiste der Bruch freigelegt, anschließend die Stabilität der Bauchdecke durch eine Naht der Bindegewebs- und Muskelschichten wieder hergestellt. Dies ist das Verfahren der Wahl bei Säuglingen und Kindern. Nach der Operation sollten zwei bis sechs Wochen lang körperliche Belastungen vermieden werden.
Offene Reparatur und Verschluss mittels Kunststoffnetz (OP nach Lichtenstein): Auch hier wird der Bruch über einen fünf bis sieben Zentimeter langen Hautschnitt freigelegt und abgetragen. Durch Abdichten mit einem kleinen Kunststoffnetz wird eine große Stabilität erreicht. Dieser Eingriff ist auch in lokaler Betäubung ohne Vollnarkose möglich. Je nach Befund muss sich der Patient zwei bis vier Wochen schonen.
Reparatur in Schlüssellochtechnik als minimal-invasive Chirurgie (total-extraperitoneale Netzplastik = TEP): Über circa drei kleine Stiche werden eine Videokamera sowie sondenartige Instrumente in die Bauchdecke eingebracht, der Bruch wird zurück gedrückt und ein Kunststoffnetz von innen gegen die Bauchdecke so ausgebreitet, dass die Lücke sicher abgedichtet ist. Bei beidseitigen Leistenbrüchen können bei diesem Verfahren beide Seiten gleichzeitig operativ versorgt werden. Diese Operation muss in Vollnarkose stattfinden, der Patient wird stationär (zwei Tage) aufgenommen. Nach Entlassung sollte er sich ein bis zwei Wochen noch schonen – damit ist die Entlastungszeit deutlich kürzer als nach anderen Operationen.
Kontakt
Operative Leistenhernienversorgungen erfolgen am Schwarzwald-Baar-Klinikum in der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie.
Welche Operationsmethode für Sie in Frage kommt, wird individuell mit Ihnen besprochen. Gerne beraten wir Sie ausführlich in unserer chirurgischen Ambulanz. Ein Termin hierfür kann unter Telefon +49 7721 93-3390 vereinbart werden.