Stuhlkontinenz ist die erlernte Fähigkeit, Stuhl und Gase voneinander zu unterscheiden, sie zurückzuhalten und willkürlich und kontrolliert abzusetzen. Geht diese verloren, führt das zu einer starken sozialen Beeinträchtigung. Das Vorkommen der Stuhlinkontinenz in der Bevölkerung liegt nach Schätzungen zwischen 0,3 und 1,5 Prozent. Im Alter nimmt die Häufigkeit deutlich zu, in Alten- und Pflegeheimen sind bis zu 30 Prozent der Menschen betroffen.
Alle Formen der Stuhlinkontinenz sollten behandelt werden. Im Klinikum Schwarzwald Baar wurde dafür eine spezielle Sprechstunde eingerichtet.
Krankheitsbild
Eine Stuhlinkontinenz ist für den Betroffenen ein schweres Schicksal und hat große Folgen für die Lebensqualität. Sie kann bis zum Verlust des Arbeitsplatzes und zur vollständigen sozialen Isolierung führen. Dabei lässt sich die Stuhlinkontinenz meist sehr gut behandeln. Leider trauen sich die Betroffenen meist lange nicht, sich in Behandlung zu begeben.
Die Stuhlinkontinenz wird in drei Grade eingeteilt:
Inkontinenz °I: Unfähigkeit, Gase zu kontrollieren
Inkontinenz °II: Unfähigkeit, flüssigen Stuhl zu kontrollieren
Inkontinenz °III: Unfähigkeit, geformten Stuhl zu kontrollieren
Die Schwere einer Stuhlinkontinenz wird allerdings nicht allein durch die Grad-Einteilung bestimmt, sondern auch durch die Häufigkeit der Inkontinenzereignisse.
Ursachen der Stuhlinkontinenz sind unter vielen anderen:
Bei der Behandlung der Stuhlinkontinenz geht es stets darum, die Lebensqualität des Patienten zu verbessern.
Diagnose und Therapie
Die Schwere und die damit verbundene Beeinträchtigung werden in einem ausführlichen Gespräch mit dem Patienten erfragt. Zur Objektivierung und Verlaufskontrolle werden Punktesysteme zur Hilfe genommen. Häufig lässt sich durch das Gespräch auch schon eine mögliche Ursache herausfiltern. Die Diagnostik dient alleine der Feststellung der Ursache, nach der sich dann die Behandlung richtet.
Grundsätzlich wird zunächst mit einer konservativen Therapie begonnen. So kann eine rasche Besserung der Lebensqualität erreicht werden, bis alle Untersuchungen abgeschlossen sind. Häufig führen bereits kleinere Maßnahmen prompt zu großen Erfolgen. Zum Beispiel: die Stuhlregulierung, die Anwendung von Analtampons oder eine provozierte Stuhlentleerung. Auch mit gezieltem Beckenbodentraining lassen sich eine Verbesserung der Muskelleistung und vor allem der Sensorik erreichen.
Häufig ist eine Operation erforderlich. Zum Beispiel kann ein Defekt der Schließmuskulatur mit speziellen Nähten behoben oder der Schließmuskel durch einen Muskel des Oberschenkels ersetzt werden. Ist ein Darmvorfall Ursache der Inkontinenz, wird auch dieser operativ versorgt.
Weitere sehr erfolgreiche Methoden sind die „sakrale Nervenstimulation“ oder die Implantation eines künstlichen Schließmuskels. Dieser wird um den originären Schließmuskel gelegt und über einen dünnen Schlauch mit einem mit Kochsalzlösung gefüllten Reservoir verbunden. Durch Druck auf das Reservoir wird der künstliche Schließmuskel aufgefüllt und dichtet den Analkanal ab. Bei Druck auf ein Ventil entleert sich dieser und der Patient kann kontrolliert den Defäkationsvorgang einleiten. Das gesamte System wird unter die Haut platziert.
Als allerletzte Option bleibt die Anlage eines künstlichen Darmausganges. Das sogenannte Stoma hat in der Bevölkerung zu Unrecht einen extrem schlechten Ruf. Dabei ist die Versorgung meist unproblematisch, der Patient kann wieder alle Tätigkeiten des täglichen Lebens verrichten und erhält seine Lebensqualität zurück.
Kontakt
Spezialsprechstunde für Proktologie
Facharzt Dr. Gabriele Quaranta
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