Zur Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
Weitere Informationen zum Leberkrebs finden Sie auch im "Blauen Ratgeber“ der Deutschen Krebshilfe
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Die Leber ist das zentrale Organ des gesamten Stoffwechsels und die größte Drüse des Körpers. Operationen werden hier vor allem bei bösartigen (malignen) Lebertumoren durchgeführt. Nur in seltenen Fällen kann auch bei gutartigen Tumoren (Leberzysten, Hämangiome, Leberzelladenom) eine Teilentfernung der Leber notwendig werden. Moderne chirurgische Techniken und innovative Therapiekonzepte haben in den letzten Jahren die chirurgischen Behandlungsmöglichkeiten für Lebertumoren erheblich erweitert und operationsbedingte Komplikationen verringert. Jedoch gehören Operationen an der Leber weiterhin zu den anspruchsvollsten Verfahren in der Chirurgie und sollten nur in Kompetenzzentren mit erfahrenen Teams und bester technischer Ausstattung vorgenommen werden.
Diagnose
Gutartige Tumore der Leber bleiben oft lange Zeit unbemerkt. Beschwerden verursachen sie, wenn überhaupt, erst wenn sie eine Größe von mehreren Zentimetern erreicht haben. Häufig werden sie zufällig bei einer Ultraschall-, Computertomographie- oder Magnetresonanztomographie-Untersuchung entdeckt. Mit Hilfe dieser modernen Verfahren gelingt es in der Regel auch, die verschiedenen gutartigen Neubildungen (Hämangiom, Fokale Noduläre Hyperplasie (FNH), Adenom, Echinokokkose) voneinander abzugrenzen.
Bösartige Tumore der Leber können einerseits vom Lebergewebe selbst ausgehen und werden dann als primäre Lebertumore bezeichnet. Andererseits kann es sich auch um Tochtergeschwülste (Metastasen) von anderen bösartigen Erkrankungen handeln. Sie bilden sich hier, weil die Leber, neben der Lunge, das größte Filterorgan des menschlichen Körpers ist. Der häufigste primäre Lebertumor ist das HCC (Hepatozelluläres Karzinom). Meist entsteht er nach einer Vor-Schädigung der Leber durch eine Virushepatitis oder eine alkoholbedingte Zirrhose. Lebermetastasen können gleichzeitig mit der Krebserkrankung, zum Beispiel des Darmes oder der Brust, oder auch Monate bis Jahre nach der zunächst erfolgreichen Behandlung des Organkrebses auftreten.
Therapie
Nach der Diagnosestellung sind alle unsere Patienten mit Lebertumoren und Lebermetastasen in ein umfassendes Behandlungskonzept eingebunden, das höchst individuell im Rahmen einer wöchentlichen Tumorkonferenz erstellt wird. Hierbei sind sämtliche Fachdisziplinen vertreten, die an der Diagnostik und Therapie teilnehmen.
Das Spektrum der Therapien reicht von der reinen nicht invasiven Beobachtung bis hin zur radikalen chirurgischen Entfernung. Die chirurgische Therapie von Lebertumoren orientiert sich an deren Anzahl, Lage, Größe und Nachbarschaftsbeziehungen zu lebensnotwendigen Blutgefäßen. Da sich die Leber bezüglich ihrer Gefäßversorgung in acht eigenständige Segmente einteilen lässt, können Teile „segmental“ entfernt werden, ohne dass das restliche Organ geschädigt wird. Je nach dem Zustand der Leber können wir so bis zu zwei Drittel entfernen, weil das Organ eine außerordentliche Fähigkeit zur Regeneration besitzt. Bei Vorerkrankungen jedoch, wie zum Beispiel einer alkoholischen Leberzirrhose, toleriert der Körper nur kleine Organverluste.
Segmentale Leberanatomie
Operationsverfahren:
Kleinere, oberflächliche, einzeln auftretende Herde entfernen wir im Rahmen einfacher Keilexzisionen („atypische Resektion“). Unter Zuhilfenahme moderner Techniken führen wir diese Eingriffe minimalinvasiv durch. Größere Tumore oder Metastasen, welche auf ein oder wenige Segmente begrenzt sind, entfernen wir im Rahmen von Segmentresektionen. Als Hemihepatektomie bezeichnen wir komplexere und anspruchsvollere Resektionen, welche die rechte oder linke Hälfte der Leber umfassen. Wir orientieren uns hierbei an einer Linie, welche die Gallenblase mit der unteren Hohlvene verbindet. Die andere Hälfte der Leber verbleibt und reicht aufgrund der bereits beschriebenen Regenerationsfähigkeit aus. Bei nicht vorgeschädigtem Gewebe kann sogar noch mehr als die Hälfte der Leber entfernt werden.
Segment 4b- Resektion
Hemihepatektomie rechts (Segmente 5-8)
Beim Hepatozelluläres Karzinom kann eine Lebertransplantation unumgänglich werden. In einem solchen Fall nehmen wir Kontakt zu den nächstgelegenen Transplantationszentren in Tübingen oder Heidelberg auf.
In Kombination mit der chirurgischen Entfernung von Lebertumoren und Lebermetastasen, aber auch als alleinige Maßnahme bei nicht entfernbaren Herden, bieten wir moderne Verfahren zur lokalen Zerstörung von Lebertumoren an. Bei der Radiofrequenzablation (RFA) wird eine spezielle, nur drei Milimeter dicke Nadel ins Tumorzentrum eingebracht: Eein Hochfrequenzstrom führt nach 10 bis 20 Minuten zur Thermonekrose (Hitzezerstörung). Hierbei werden Temperaturen bis 125 Grad Celsius erzeugt. Dieses Verfahren wird in geeigneten Fällen auch von unserer Abteilung für Radiologie in Kurznarkose durchgeführt, dann erfolgt die Nadelapplikation CT- gesteuert, also ohne Operation.
RFA- Nadelelektrode der Firma Boston Scientific
Bei der Mikrowellenablation führen von einem Generator erzeugte elektromagnetische Schwingungen zur „Verkochung“ des Tumors. Vorteile bietet dieses spezielle Verfahren bei Patienten mit Leberzirrhose.
Sowohl die Radiofrequenzablation als auch die Mikrowellenablation sind schonende Verfahren und können daher wiederholt werden.
Eine andere Möglichkeit der Behandlung von Lebermetastasen stellt in speziell ausgewählten Situationen die stereotaktische Radiotherapie dar. Weitere Informationen dazu gibt es im CyberKnife Centrum Süd.
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